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Island

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Ich kenne Island durch einige Touren auf dem Pferd, aber diesmal will ich dich auf eine Rundtour mit dem Mietauto mitnehmen. Da beginnt schon die erste Frage – mit dem Allradwagen oder mit einem normalen PKW. Das richtet sich etwas nach deinem Geldbeutel. Island ist ein teures Reiseland, so auch die Mietwägen und besonders die Allradwägen. Alle bewohnten Gebiete Islands sind durch Straßen erschlossen.,ie Hauptstraßen sind asphaltiert und gut ausgebaut, während viele Nebenstrecken einen mehr oder weniger gut befahrbaren Schotterbelag haben.

Wenn du dich auf der Ringstraße, die 1332 km rund um Island führt und durchgehend asphaltiert ist, und etwas abseits bewegst, dann genügt ein normaler PKW. Solange kein F vor der Straßennummer steht, sind alle PKW auf dieser Strecke zugelassen und versichert – und keine Hindernisse zu erwarten, die dein Wagen nicht bewältigen könnte, wie etwa Flussdurchquerungen. Normalerweise fährt man dort sehr entspannt, wenn man das Hauptstadtgebiet rund um Reykjavík verlassen hat, wenig Verkehr herrscht und die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 90 km /h liegt. Aber man muss mit starken Windböen, Sandstürmen, Schafen oder Pferden auf der Fahrbahn und plötzlichen Fahrbahnverengungen durch einbahnige Brücken (Warnschild: „Einbreið brú“) rechnen. Wundere dich nicht, wenn neben der Fahrspur ein Schotterweg entlang der Straße verläuft. Das ist kein Radweg, sondern ein Reitweg.

Der Flughafen Kevlavik war vor 18 Jahren, bei meiner ersten Reise, ein beschaulicher Provinzflughafen. Inzwischen ist es ein lebhafter moderner Flughafen, auf den man auch einen Zwischenstopp auf dem Flug nach USA und Kanada machen kann. Der Flughafen liegt auf einer Halbinsel ca. 40 km südlich von Reykjavík. Man kann dort gleich einen Mietwagen buchen oder mit dem Flughafenzubringerbus bis zum Busbahnhof in Reykjavík fahren.

Wir haben in Gästehäusern, Hütten, Jugendherbergen oder auf Farmen übernachtet. Das ist die günstigste Variante, da Hotels sehr teuer sind. Sinnvoll ist es einen Schlafsack mitzunehmen, da teilweise keine Bettwäsche vorhanden ist. Zu empfehlen ist es, sich immer wieder einmal ein Quartier mit „Hot Pot“ zu nehmen. Das sind Bottiche mit warmen (teils heißem) Wasser, die meist im Freien stehen und sehr angenehm zum Entspannen mit Blick auf die herrliche Natur sind. 

Eigentlich beginnt jede Tour in Reykjavík, der Hauptstadt von Island. 2-3 Übernachtungen benötigt man zur Besichtigung der futuristisch wirkenden Hallgrimskirche mit dem Leifur-Eriksson-Denkmal,  Rathaus und Tjörnin, dem See im Zentrum der Stadt, Parlamentsgebäude und das Konzerthaus Harpa, ein preisgekrönter Glasbau, der 2011 eingeweiht wurde. Auf einem Hügel über der Stadt liegt ein auffallendes Gebäude – das/der Perlan. Unter einer Glaskuppel auf den riesigen Heißwasserspeichern der Stadt befinden sich ein schickes (teures) Restaurant, Geschäfte und Ausstellungen. Die Tanks versorgen zum einen die Stadt mit Warmwasser, zum anderen ersetzen sie in weiten Teilen der Stadt den Winterdienst, da von hier aus die Straßen und Gehwege beheizt werden. 

Wollt ihr in Island im Meer baden? Normalerweise ist das nur etwas für Hartgesottene bei Wassertemperaturen von 10-11 Grad im Sommer und 15 Grad Lufttemperatur. Man kann jedoch in Reykjavík im Meer bei Wassertemperaturen von 15-19 Grad baden. An der Meeresbucht Nauthólsvík wurde Sand aus Marokko aufgeschüttet und geothermisches Wasser aus den heißen Quellen wird ins Meer geleitet. Es gibt Umkleiden, ein Dampfbad und Hot Pots. Auf alle Fälle solltet ihr die Badeklamotten nicht vergessen. Die Badekultur ist ein wesentlicher Bestandteil der isländischen Kultur. Das Schwimmbad oder der Hot Pot ist ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Die Isländer mögen besonders heiße Bäder (über 36 °C) und bei niedrigen Außentemperaturen wird mit einer Mütze auf dem Kopf gebadet. Allein im Großraum Reykjavík gibt es 18 Schwimmbäder! Du wirst aber auch an den entlegensten Orten Thermalschwimmbäder , mindestens einen Hot Pot oder auch Naturbadestellen an heißen Flüssen finden.

Eine der beliebtesten Bademöglichkeit ist die Blaue Lagune, ein künstlicher Badesee, der auf der Reykjanes-Halbinsel liegt auf halben Weg zwischen dem internationalen Flughafen Keflavík und der isländischen Hauptstadt Reykjavík. Das milchig-blaue, undurchsichtige Wasser bildet einen starken Kontrast zu dem schwarzen, mit dunkelgrünem Moos bedeckten Lavafeld, das die Lagune umgibt. Sie entstand aus dem überschüssigen Wasser des naheliegenden Kraftwerks, das Dampf und heißes Wasser an die Oberfläche pumpt. Das Wasser ist absolut sauber und enthält keinerlei Chemikalien, sondern nur natürliche Mineralien, die sich als sehr gut für die Haut erwiesen haben. Die Beliebtheit hat ihren Preis, zum einen der teure Eintritt und zum anderen muss vorab im Internet reserviert werden. Mir hat das Mývatn Nature Baths in der Nähe des Myvatnsee besser gefallen, das zwar kleiner ist, aber ohne touristischen Rummel und auch in herrlicher Umgebung gelegen.

Welche Richtung nimmt man die Ringstraße?

Wir fuhren im Uhrzeigersinn also nach Westen. Bei der kleinen Stadt Mosfellsbær verlassen wir die Ringstraße für unser nächstes Ziel Thingvellir, ein sowohl geschichtlich wie geologisch bedeutsamer Ort. Thingvellir bedeutet ‚Versammlungsfelder‘. Im Jahre 930 nach Christus wurde hier Islands historisches demokratisches Parlament gegründet, eines der ersten der Welt. Für die meisten Isländer ist Thingvellir ein heiliger Ort. Bei einer Wanderung durch die Allmännerschlucht kann die geologische Besonderheit des Ortes bewundert werden. Die eurasischen und nordamerikanischen tektonischen Platten treffen sich in Thingvellir. Sie bewegten sich für lange Zeit auseinander und ein dramatisches und zerklüftetes Schluchtental entstand. Seit 2004 ist dieser Ort aufgrund seiner geologischen Einmaligkeit und historischen Bedeutung Teil der UNESCO Welterbeliste.

Wenn ihr nur wenig Zeit habt, dann besucht die Halbinsel Snejfellsnes. Die Halbinsel wird auch „Klein-Island“ genannt, da die Landschaft dort sehr vielfältig ist. An der Spitze der Halbinsel erhebt sich der 1448 Meter hohe Snæfelsjökull, ein erloschener eisbedeckter Vulkan. Der Gletscher ist bekannt durch den Roman von Jules Verne „Die Reise zum Mittelpunkt der Welt“. An der Küste im Süden entlang geht es auf einer gut ausgebauten Straße  vorbei an bizarren Vogelklippen, Meeresbuchten mit rostigen Schiffswrackteilen, die denkmalgeschützt sind und kleine Fischerdörfer mit malerischen Häfen. 

Wir übernachteten in einem Art Reihenhaus mit moosbewachsenen Dach und eigenen Hot Pot auf der Terrasse. Am Abend genossen wir unser Bier mit herrlichen Blick auf den Gletscher. Der Weg zum Strand war nicht weit. Aber wenn Vogelbrutzeit ist es ratsam eine Kopfbedeckung und einen Stock mitzunehmen zur Abwehr der Raubmöwen, die sich auf einen stürzen um ihre Brut zu schützen.

Von Snejfellsnes geht es nach Nordosten. Im Norden gibt es zahlreiche Fjorde und Halbinseln. Die meisten kann man auf einer Straße umrunden, was zwar sehr zeitaufwendig dafür aber abseits der üblichen Touristenrouten, ist. Es gibt dort viele Vogelfelsen, Seehundkolonien und bizarre Felsformationen.

“I am not the same, having seen the moon shine

on the other side of the world.” – Mary Anne Radmacher

Akureyri ist die zweitgrößte Stadt Islands und hat einen eigenen Flughafen. Wir erlebten die Hauptstadt Nordislands auf der Durchfahrt bei strahlenden Sonnenschein bei 20 Grad mit fast südländischen Flair und mit vielen Straßencafés.

Das Myvatngebiet ist ein besonders vielfältiges Naturgebiet im Bereich der Vulkanzone im Nordosten der Insel. Myvatn (Mückensee) bekommt seinen Namen von den vielen kleinen Fliegen (Mücken), die von der reichhaltigen Nahrung im See leben und in der Sommerzeit ausschlüpfen. Es sind keine Stechmücken, aber sie können trotzdem unangenehm sein, weil sie in Mund, Nase und Ohren kriechen. Bei meinem ersten Aufenthalt in Island besuchte ich den Myvatn im Juni und unzählige Fliegen machten uns das Leben schwer. Meine letzte Rundreise war im August und es waren fast keine Fliegen mehr da. Der See ist flach, durchschnittlich 2 m tief und im See sind etwa 50 kleine Inseln. Die Vegetation im Myvatngebiet und an den Ufern des Flusses Laxa ist üppig und vielfältig. Rund um den See Mývatn gibt es viele Sehenswürdigkeiten vor allem Zeugen der vergangenen und noch aktiven vulkanischen Aktivität. Bei Dimmuborgir (dunkle Städte oder dunkle Burgen) handelt es sich um ein längst erloschenes Lavafeld und Überreste eines Lavasees. Die bizarr geformten Tuffsteinformationen des Lavafelds erinnern an verfallene Ruinen von Burgen. In der isländischen Mythologie ist Dimmuborgir ein Ort der Elfen und Trolle. Das Vulkansystem Krafla erstreckt sich östlich des Myvatn über 100km in Nord-Süd-Richtung und ist knapp 10 km breit. Auf befestigten, markierten Wegen, kann man das Gebiet gut erkunden. Der letzte Vulkanausbruch ereignete sich 1984 und überall ist noch junge schwarze Lava, rauchende Spalten und dampfende Felder zu sehen. Ein Spaziergang um den Kratersee Víti, der bei schönen Wetter eine tiefblaue Farbe hat, bietet einen Blick über die Berge ins Hochland. Im Geothermalgebiet Námaskard kann man kochende Schlammpfuhle, die nach faulen Eiern riechen, heiße Quellen und kleine Geysire beobachten.

Von Mývatn aus solltest du auf die Halbinsel Tjörnes fahren, die für Fossilienfunde bekannt ist. Der Hauptort ist Húsavík. Er ist das Zentrum für Walbeobachtungstouren und daher touristisch schon recht überlaufen. Es empfiehlt sich im Internet vorab eine Bootstour zu buchen. Einen Besuch des Walmuseums würde ich euch auch empfehlen. 

Auf der Weiterfahrt kommt man auf einer Nebenstraße zum Canyon Jökulsárgljúfur mit dem mächtigsten Wasserfall Islands, angeblich auch Europas, dem Dettifoss. Über eine Breite von etwa 100 Metern ergießen sich hier die grau-braunen Wassermassen über 44 Meter in die Tiefe. Während er bei unserer Reise nur zu Fuß zu erreichen und touristisch noch wenig erschlossen war, führt jetzt auf der Westseite eine neue Asphaltstraße mit Parkplatz und auf der Ostseite eine Schotterstraße zu den Wasserfällen. Mein Eindruck: Gewaltige graubraune Wassermassen in graubrauner Umgebung. Es gibt schönere Wasserfälle in Island. In dem Canyon gibt es noch zwei weitere Wasserfälle den Selfoss und Hafragilsfoss.

Zurück zur Ringstraße geht es über Egilstadir (größter Wald Islands, Rentiere) und den Ostfjorden nach Süden. Zunächst quert man sehr einsame Gegenden durch eine Vulkanwüste mit wenig grün und mit teilweise aktiven oder erloschenen Vulkanen. Wenn man Glück hat, kann man eine Rentierherde, die es nur im Osten Islands gibt, beobachten. An der Ostküste wird es wieder grüner. Abseits der Ringstraße gibt es viele interessante Fjorde. 

Der Hauptort im Südosten ist Höfn. Höfn und die nächsten Orte liegen alle im Bereich des größten Gletschers Islands, dem Vatnajökull.  Unter vielen Gletschern Islands liegen aktive Vulkane. Bei Ausbrüchen der Vulkane bilden sich unter dem Gletschereis zunächst gewaltige Schmelzwasserseen. Wenn sich genug Wasser angesammelt hat, hebt sich das Eis langsam und gibt den Weg für das Wasser frei. Es kommt zu gewaltigen Flutwellen, die Eis- und Felsblöcke von mehr als 1000 Tonnen mitreissen können. Diese als Gletscherläufe bezeichneten Flutwellen haben in den letzten Jahrtausenden an der Südküste die riesigen Sanderflächen aufgeschüttet. Die Sanderflächen waren beim Bau der Ringstraße eines der größten Probleme. Im Bereich des Skeiðarásandur wurde im Jahr 1974 die letzte Lücke in der Ringstraße mit einer über 1000m langen Brücke geschlossen. Beim großen Gletscherlauf nach dem Vulkanausbruch im Herbst 1996 wurde die Brücke zwar teilweise zerstört und danach wieder aufgebaut. Beim queren der Brücke sieht man noch Teile der alten Brücke.

“We live in a wonderful world that is full of beauty, charm, and adventure.

There is no end to the adventures we can have if only

we seek them with our eyes open.” – Jawaharial Nehru

 Direkt an der Ringstraße befindet sich der Gletschersee Jökulsárlón. Die Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull hat sich in den letzten 100 Jahren um über 2km zurückgezogen und dabei den Gletschersee zurückgelassen. Er erreicht eine Tiefe von bis zu 200m. Vom Ende der Gletscherzunge brechen ständig Eisberge ab, die auf dem See umhertreiben. Frisch abgebrochene Eisblöcke sind leuchtend blau bis türkis. Im Sommer werden Bootsfahrten auf dem Gletschersee angeboten. Je nach Witterung geht es zwischen den Eisbergen hindurch bis zur Gletscherzunge. Dieses Erlebnis sollte man sich nicht entgehen lassen.

Eines unsere Höhepunkte war der Skaftafell-Nationalpark. Das Klima in Skaftafell ist mild und im Schutz des Oræfajökull ist das Wetter oft besser als in benachbarten Landstrichen. So auch bei unserer Reise. Sobald wir uns dem Nationalpark näherten wurde das Wetter immer besser und wir konnten eine Wanderung im T-Shirt machen. Der Park ist dicht bewachsen mit Gras, Wildblumen, kleinen Sträuchern, Birken und Ebereschen. Dazu im Kontrast stehen die schwarzen Sanderflächen und den weißen Gletschern der Umgebung. Bei schönen Wetter hat man einen Weitblick bis zum Meer. Der Nationalpark ist durch Wanderwege gut erschlossen.

Vík ist der südlichste Ort auf Islands Festland und liegt umgeben von Bergen direkt am Meer. Die Lage bedingt, dass es die regenreichste Gemeinde Islands ist. Auch wir haben die eindrucksvollen Klippen, die schwarzen Felsnadeln, die der Legende nach Trolle, die bei dem Versuch ein Schiff an Land zu bringen, versteinert wurden und den schwarzen Lavasand mystisch im Regen und Nebel erlebt.  In der Umgebung gibt es auch einige der schönsten Wasserfälle auf Island, zum Beispiel den Skogáfoss und den Seljalandsfoss, beide über einen kurzen Wanderweg von der Hauptstraße zu erreichen.

Auf einer Nebenstraße fahren wir zum goldenen Zirkel (Gullfoss, Geysire, Thingvellir), ein Muss für viele Islandreisenden und deshalb auch vielbesucht. Wenn ein Kreuzfahrtschiff in Reykjavík im Hafen liegt, dann sind dutzende Busse zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten unterwegs und dementsprechend ist es voll. Da wir auf einem Reiterhof in der Nähe übernachteten sind wir erst gegen Abend losgefahren und hatten daher weniger Touristen. Im Abendlicht hat der Gullfoss seinen besonderen Reiz. Es gibt mehrere Standorte, von denen man spektakuläre Blicke auf die stürzenden Wassermassen des Gullfoss hat. Je nach Tageszeit und Lichteinfall spannen sich Regenbögen über das tosende Wasser. Die Tropfen der hochsteigenden Gischt geben dem Wasserfall sein Leuchten: Der Goldene. 

Weiter geht es zum Geothermalfeld Haukadalur mit den Geysiren. Ein Geysir ist eine sogenannte Springquelle, die kochend heißes Wasser aus den Tiefen der Erde in einer großen Fontaine nach oben befördert. Der isländische „Große Geysir“ gab allen solchen Springquellen weltweit seinen Namen und ist zurzeit aber nur noch selten aktiv. Er hat damit einen Gattungsnamen geprägt. Dafür speit Geysir Strokkur (das „Butterfass“) sehr zuverlässig alle paar Minuten eine gewaltige Wassersäule von bis zu 30 Metern noch oben. Da man sehr nah am Strokkur stehen kann, sollte man auf die Windrichtung achten, will man keine heiße Dusche riskieren. Auf den Hügeln man schöne Ausblicke auf die Geysire und Thermalfelder.

Zurück zum Flughafen kann man in der „Blauen Lagune“ noch ein Thermalbad nehmen und voller positiver Energie, die man hier getankt hat ins Flugzeug steigen. Und Lust bekommen nach Island zu reisen? Schick mir einfach deine Reiseanfrage!

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