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Brasilien

Eine Familien-Tour durch Brasilien


Als ich noch in Buenos Aires arbeitete verabredete ich mich mit meinen Eltern und meiner Schwester zu einer gemeinsamen Familien-Tour durch Brasilien. Brasilien ist ein so großes Land mit den vielfältigsten Eindrücken –  man muss sich bei einer nur 3wöchigen Urlaubsdauer auf bestimmte Landesteile beschränken. Ich flog von Buenos Aires nach Salvador de Bahia um mich dort mit meiner Familie zu treffen. Von dort aus sollte es nach einem Abstecher in die Chapada Diamantina nach Süden bis Rio de Janeiro gehen.

In Salvador de Bahia bei Dunkelheit angekommen wollten wir uns gemeinsam auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant zum Abendessen begeben.Bei der Frage nach einer empfehlenswerten Lokalität wurde uns dringend empfohlen aus Sicherheitsgründen bei Nacht im Hotel zu bleiben und bei einem Pizzadienst eine Bestellung aufzugeben.. Das fängt ja gut an dachten wir befolgten aber den Ratschlag des Hotels. Ob dort ein besonderer Draht zum Pizzadienst bestand oder die Sicherheitssituation in Salvador bei Nacht wirklich so prekär ist entzieht sich unserer Erfahrung. Am nächsten Morgen machten wir einen Bummel durch die wirklich sehenswerte Altstadt. Gleich fielen uns die bunt gekleideten dunkelhäutigen Frauen in ihren langen Gewändern auf, die sich gegen einen Obolus zum fotografieren in Position stellten oder eine kleine Handarbeit zum Kauf anboten. Wir beobachteten diese Zurschaustellung aus gebührender Entfernung. Ein Besuch der barocken Hauptkirche, der Igreja Sao Francesco, aus dem 18. Jahrhundert empfehle ich unbedingt. Ihre prunkvolle Innenausstattung mit Goldverzierungen ist beeindruckend. Ein ortskundiger Brasilianer meinte uns einige Erklärungen geben zu sollen – natürlich für ein Trinkgeld. Er verwies neben dem prunkvollen Hauptaltar noch auf die zahlreichen Seitenaltäre.

Den der Kirche angegliederten wunderschönen Kreuzgang konnten wir dann in Ruhe alleine auf uns wirken lassen. Mit einem Aufzug fuhren wir dann von der hoch gelegenen Altstadt hinunter zu der am Meer gelegenen Markthalle. Einen Besuch dieser Halle mit ihren zahlreichen Marktständen und einem vielfältigen Angebot kann ich nur empfehlen. Zum Abschluss dieses Bummels wollten wir uns in einem angegliederten Kaffee eine Erfrischung gönnen. Da sich aber die Bedienungen recht lautstark darüber stritten wer denn uns, die Touristen, mit einem zu erwartenden guten Trinkgeld bedienen durfte verließen wir fluchtartig das Kaffee und kauften uns an einem Kiosk Getränke.

“We travel for romance, we travel for architecture, and we travel to be lost.”

– Ray Bradbury.

Am nächsten Tag tauschten wir im zentralen Busbahnhof unsere bereits getätigten Reservierungen in Tickets für eine Überlandfahrt mit einem Linienbus nach Lencois, Provinz Bahia, um. Der Ort ist der wohl geeignetste Ausgangspunkt für die Erkundung der Chapada Diamantina, eine Region, die wegen ihrer Naturschönheit mit den zahlreichen meist kreisförmigen und oben grün bewachsenen Tafelbergen unbedingt einen Besuch lohnt. Die Region war früher ein Zentrum des Diamantabbaus und neben den Tafelbergen sind zahlreiche Wasserläufe, Wasserfälle und Grotten sehenswert – ein Paradies für Wanderer. Nach einer mehrstündigen Busfahrt kamen wir in Lencois an, wo wir am Busbahnhof bereits von einem Fahrer unseres vor gebuchten Quartiers erwartet wurden.

Die nächsten Tage genossen wir in einer wunderschön gelegenen Pousada mit einer deutschen Besitzerin. Ein prächtig angelegter Park mit Swimmingpool und einem Pavillon, wo Frühstück und Essen serviert , zeichnen diese Unterkunft aus. Die Mahlzeiten waren landestypisch und von bester Qualität. Gleich neben der Pousada beginnt ein Wanderweg zu einem kleinen Fluss, der wegen seiner natürlichen Wasserrutsche gern besucht wird. Auch einzelne Gumpen laden zum Baden ein. Unterwegs liegt versteckt im Wald eine Imbissbude, wo gerade ein Spanferkel am offenen Grill vorbereitet wurde. In einer örtlichen Agentur wurde uns ein englisch sprachiger Führer für eine Tagestour zugewiesen. Wir besuchten eine Tropfsteinhöhle, einen Freizeitpark und fuhren durch eine Kaffeeplantage in der auf einem betonierten Bereich Kaffeebohnen zum Trocknen ausgelegt waren. Zum Tagesabschluss ging es dann auf einer Schotterpiste zu einem Parkplatz von dem aus der Anstieg zum Pai Ignacio beginnt. Von dort oben genossen wir in der spätnachmittags Sonne die einzigartige Tafelberglandschaft.

Zurück in Lencois zeigte sich eine der Nebenstraßen am Abend als gut besuchte Fressgasse mit einem Restaurant neben dem anderen mit Tischen und Stühlen mitten auf der Straße Weiter ging die Reise über Belo Horizonte,, nun mit einem Mietwagen, in die Provinz Minas Gerais, einer Bergbauregion, in der vor allem auch Gold abgebaut wurde. Die Landschaft unterwegs war sehr abwechslungsreich und mit gut ausgebauten Straßen gut zu durchfahren. Unser Ziel war Ouro Preto. Der Ortsname bedeutet „schwarzes Gold“. Mit über 20 zum Teil prächtig ausgestatteten Barockkirchen wurde Ouro Preto von der UNESCO 1980 geschützt. Dadurch wurde die Atmosphäre und Stimmung des 17. Jahrhunderts erhalten. Unser Hotel lag in der Altstadt mit ihren engen Gassen. Wir waren zur Vorosterzeit dort und so konnten wir jeden Abend direkt vom Hotel aus eine Prozession verfolgen, in der Heiligenfiguren durch den Ort getragen wurden – ein unvergessliches Erlebnis. Nicht weit entfernt von Ouro Preto liegt die Minenstadt Mariana. Auf dem Weg dorthin befindet sich die ehemalige Goldmine Minas de Passegem. Deren Besichtigung lohnt sich. Mit einem Grubenwagen geht es hinunter. Unten angekommen beginnt eine Führung bei der erläutert wird, wie früher das Gold gewonnen wurde.

”Life is short and the world is wide” – Simon Raven

Die Route der Barockkirchen führte uns als nächstes nach Tiradentes, benannt nach einem Freiheitskämpfer des 18. Jahrhunderts. Auch dieser Ort zeichnet sich durch zahlreiche Barockkirchen und wunderschön renovierte Häuserzeilen aus. Die mit Steinen gepflasterten Gassen vermitteln ebenfalls die Ursprünglichkeit des Ortsbildes.Von der den Ort umgebenden Hügellandschaft fällt der Blick immer wieder auf die alles überragende Hauptkirche. Unsere Unterkunft war wieder eine sehr schön renovierte Pousada mit Swimmungpool und ausgezeichnetem Frühstücksbuffet.

Auf der Weiterfahrt erreichten wir die ehemalige Kaiserstadt Petropolis. Zahlreiche Prachtvillen sind aus der Blütezeit dieser Stadt als Kurort und Sommerresidenz erhalten, Auch unser Hotel war in einem edlen Gebäude aus dieser Zeit untergebracht. In Rio de Janeiro endete unsere Tour. Diese Metropole gehört wohl unbedingt zu jeder Brasilienreise. Hier nur die absoluten Muß: Zuckerhut, Corcovado mit der alles überragende Christusfigur, die Strände Copacabana und Ipanema und für Fußballfans das Maracanastadion. In besonderer Erinnerung bleibt für uns der Blick vom Zuckerhut zum Corcovado, der immer wieder von Wolken verhüllt war bis auf einmal die Wolken eine Lücke bildeten und die Christusfigur auftauchte. Unser Hotel lag in einer Seitenstraße der Copacabana und wir entdeckten dort ein Restaurant in dem eine landestypische Speise angeboten wurde: Churrasco. Vorspeisen, Zuspeisen und Dessert werden in Buffetform angeboten. Als Hauptgericht werden die verschiedensten Fleisch./Fischsorten auf langen Spießen angeboten. Die Ober gehen von Tisch zu Tisch und schneiden dann direkt auf den Teller des Gastes das gewünschte Fleisch oder Fisch. Diese Form der Mahlzeit gibt es zu einem Festpreis nach dem Motto „all you can eat“.

Noch abschließend eine Begebenheit als Warnung: Als wir die Bushaltestelle an der Talstation des Lifts auf den Zuckerhut erreichten standen wir zum Aussteigen im Mittelgang des Busses bereit. Unser Vater stand zwischen zwei Frauen in langen Röcken, die Vordere bückte sich um scheinbar etwas aufzuheben, die Hintere wollte diesen Augenblick zum Griff in die Hosentasche nutzen was aber unser Vater mit einem Schlag auf ihre Hand vereitelte. Zudem war der Geldbeutel gar nicht in der Gesäßtasche verstaut. Vorsicht vor Taschendieben ist geboten.

Neben der beschriebenen Familien-Tour habe ich weitere Reisen durch Brasilien (Bahia bis Recife, Brasilia, Florianapolis…) unternommen. Ich konnte dir hoffentlich einige Eindrücke über ein wirklich sehenswertes Land vermitteln, auch wenn es nur Einblicke in einen begrenzten Bereichs dieses großen Landes waren. Brasilien ist ein überaus lohnendes Reiseziel zu dem ich dich bei der Auswahl interessanter Orte Unterkünfte etc. behilflich sein kann.

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